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1. Geschichte der Neuzeit - S. 55

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 55 2. Die Religionskriege in Frankreich. In Frankreich wurden die Anhänger der Reformation vielfach bedrückt und verfolgt, obwohl schon im 13. Jahrhundert bedeutende Bewegungen, namentlich im Süden, gegen die römische Kirche entstanden waren und den Beweis geliefert hatten, daß eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern notwendig sei. Die theologische Fakultät der Universität Paris erklärte 1521 Luther für einen Ketzer und befahl, seine Schriften zu verbrennen. Der königliche Rat Louis de Berquin, welcher unter Franz I. offen für die evangelische Lehre thätig war, wurde von der Sorbonne verurteilt. König Franz konnte seinen Freund nicht retten und mußte es erleben, daß derselbe 1529 in Paris verbrannt wurde. Calvin mußte 1533 die Flucht ergreifen und fand in der Schweiz eine Zufluchtsstätte, von wo aus er auf die Ausbreitung der Reformation in Frankreich höchst günstig einwirkte. Immer zahlreicher wurden hier ihre Anhänger, die man spottweise Hugenotten (Nachtgespenster) nannte, nach einem alten König Hugo, dessen Geist der Volkssage nach bei Tours nächtlich umherwandeln sollte, wo sie sich heimlich versammelten. Man betrachtete die Reformierten in Frankreich sowohl unter Franz I. (1515—1547)*), als auch unter Heinrich Ii. (1547—1559) als Aufrührer und verfolgte sie fortwährend. Insbesondere waren Katharina von Medicis, Heinrichs ränkesüchtige Gemahlin (§ 7, 13), und dessen Freundin Diana von Poitiers, welche der König zur Herzogin von Valentinois erhob, den Reformierten abgeneigt. Sie hatten die Versammlungen derselben öfter überfallen und stören lassen, viele eifrige Anhänger der protestantischen Lehre dem Beile des Henkers überliefert und den König zur Ausrottung der Ketzerei gewonnen, welche derselbe auch später dem Könige Philipp Ii. von Spanien gelobte. Der Tod hinderte ihn, sein Versprechen zu erfüllen. Als er 1559 die Vermählung seiner Tochter Elisabeth mit *) Franz I. dessen Schwester Margarete 1515—1547. Gem. Heinrichs, Königs v. Navarra. I I Heinrich Ii. 1547—1559. Johanna d'albret, — ~----------------------------- Gem. Antons von Bourbon. Franz Ii. Karl Ix. Heinrich Iii. | 1559—1560. 1560—1574. 1574—1689. Heinrich Iv. 1589—Mo. | Ludwig Xiii. 1610—1643.

2. Geschichte der Neuzeit - S. 8

1887 - Wiesbaden : Kunze
8 Erste Periode der Neuzeit. Kissen wurde die päpstliche Bulle vorangetragen, der Ablaßbrief an die Kirchthüren geheftet, in der Kirche ein rotes Kreuz mit des Papstes Panier aufgerichtet und vor den Altar zwei große Kisten hingestellt. x5n der einen waren die Ablaßzettel für die begangenen und noch zu begehenden Sünden aufbewahrt, in die andere legte der Krämer das gelöste Geld. Tetzel selbst zeichnet diesen unverschämten Handel treffend mit den Worten: „Das rote Kreuz des Papstes ist ebenso kräftig wie das Kreuz Christi; ich habe mit dem Ablaß mehr Seelen errettet als Petrus mit seiner Predigt." Als Tetzel von Jüterbogk aus bis Wittenberg seinen Unfug trieb und zu Luther einige seiner Beichtkinder mit ihren Ablaßzetteln traten, gleich als hätten sie damit schon volle Vergebung der Sünden erhalten, predigte dieser alsbald gegen den Ablaß und schlug am 31. Oktober 1517 an der Schloßkirche zu Wittenberg, da am folgenden Tage zum Feste „Allerheiligen" Taufende von Menschen zur Kirche strömten, 95 Thesen d. i. Sätze an, um solche gegen jedermann zu verteidigen. Der Hauptinhalt derselben war: „Gott allein erteilt die rechte Absolution, der Papst erteilt gleich jedem anderen Bischof und Pfarrer nur im Namengottes Absolution. Ablaß bezieht sich nur auf die Kirchenstrafen, wird aber von Ablaßhändlern so mißbraucht und vom Volke so mißverstanden, daß der Papst, wenn er es wüßte, St. Peters Münster lieber zu Pulver verbrannt, als auf solche Weise auferbaut haben wollte." Luthers Freimütigkeit erregte allenthalben großes Aufsehen. Jedermann bewunderte den kühnen Mann, der solches gewagt, und jung und alt eilte herbei, die Sätze abzuschreiben und mitzuteilen. Sie wurden unzählige Male übersetzt, da sie in lateinischer Sprache abgefaßt waren, und mit Hilfe der Buchdruckerkunst in vielen Auflagen durch ganz Deutschland rasch verbreitet. Dadurch, daß Tetzel und die Dominikaner den Ablaßhandel mit vornehmer Geringschätzung des Angriffes verteidigten und ihrer Beweisführung die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubenssachen zu Grunde legten, hatte Luther die öffentliche Meinung für sich. Er selbst sandte im sichern Bewußtsein seines Rechtes die 95 Thesen an den Papst Leo X. nach Rom und fuhr fort, in Predigten und Volksschriften die Leute von der Wahrheit seiner Lehre über die Buße und von den Mißbräuchen des Ablasses zu überzeugen. Die Bemühungen der Dominikaner, das Volk gegen Luther aufzuregen, hatte gerade den entgegengesetzten Erfolg. Ohne Scheu verhöhnte man den Ablaßkrämer. Als Tetzel mit einem wohlgefüllten Geldkasten Jüterbogk verließ, ritt ihm ein Edelmann mit einigen Knechten nach,

3. Geschichte der Neuzeit - S. 11

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 3. Luthers Freunde und Beschützer. 11 Und Luther antwortete: „Es hat geirrt, wie jedes Konzil irren kann, wenn es sich nicht an Gottes Wort hält". Bei diesem damals unerhörten Angriff Luthers auf die Unfehlbarkeit der Konzilien, rief Herzog Georg kopfschüttelnd: „Das walt' die Sucht!" Auch über die Lehre vom Ablaß und vom Fegseuer stritt man heftig, aber erfolglos. Eine Einigung war unmöglich. Luther und seine Freunde entfernten sich mehr und mehr vom Papsttum. Eck erwirkte in Rom 1520 eine päpstliche Bannbulle, in welcher 41 Sätze Luthers als ketzerisch bezeichnet waren, er selbst ein Ketzer, der große höllische Wolf genannt und allgemein geboten wurde, seine Schriften zu verbrennen. Luther und seine Freunde erhielten noch eine Frist von 60 Tagen, nach deren Ablauf sie dem Kirchenbanne verfallen sollten, wenn sie ihre irrigen Lehren nicht widerriefen; jede christliche Obrigkeit ward unter Strafandrohung verpflichtet, Luther und seinen Anhang zu fangen und nach Rom abzuliefern. In Mainz, Köln, Löwen, Ingolstadt, Antwerpen und anderen Orten wurden Luthers Schriften verbrannt, aber weitaus die Mehrzahl deutscher Städte widersetzte sich den päpstlichen Forderungen Als Eck die Bannbulle in Leipzig anschlagen ließ, erregten die Studenten einen Aufstand. Luther beschied am 10. Dezember 1520 die Wittenberger Studenten und Professoren vor das Elsterthor. Hier errichtete ein angesehener Magister einen Scheiterhaufen und legte die Bücher des kanonischen Rechts, die Verordnungen der Päpste und Ecks Schriften darauf; dann ward er angezündet, und Luther warf die Bannbulle in die Flammen mit den Worten der heiligen Schrift: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübet hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer." Mit diesem Feuerzeichen hatte sich Luther vom Papsttum auf immer losgesagt. 3. Luthers Freunde und Beschützer. Unter den deutschen Fürsten und Rittern traten jetzt viele freisinnige, edeldenkende Männer auf, welche mit Begeisterung Luthers Lehren begrüßten. Es waren vornehmlich der Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen. Ulrich von Hutten war 1488 zu Steckelberg, dem Stammschlosse seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte ihn für den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster

4. Geschichte der Neuzeit - S. 12

1887 - Wiesbaden : Kunze
12 Erste Periode der Neuzeit. Fulda zur Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fortsetzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studierte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximilians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe beraubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz-und Querzügen, aus denen er oft am Notwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Peutinger in Augsburg mit dem Dichterlorber bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtemberg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte Hutten diese schändliche That. Auch gegen das Mönchtum eiferte seine Feder. Schonungslos schwang er die Geißel der Satire gegen die Unwissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," ries er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbenen gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Konstantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gesunden, daß jene Schenkung Konstantins an den Papst Sylvester, aus welcher die ganze weltliche Macht des Papsttums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Mut, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichtsdestoweniger berief ihn der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hos und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg 1518, wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, beteiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschaftsbund schloß. Von dessen Schloß Ebernburg an der Nahe, der „Herberge der Gerechtigkeit", aus schleuderte er, als er sich gegen die Angriffe und Ränke der römischen Geistlichkeit nicht mehr sicher wußte, seine Gedankenblitze in die Welt und forderte die Fürsten zu einem Vernichlungs-

5. Geschichte der Neuzeit - S. 70

1887 - Wiesbaden : Kunze
70 Erste Periode der Neuzeit. lers emporgeschwungen hatte und des Königs Leidenschaftlichkeit wohl zu zügeln verstand, aber auch in Luxus und Wohlleben mit ihm wetteiferte. Als die evangelische Lehre im Vaterlande Wiklefs zahlreiche Anhänger fand, blieb Heinrich Viii. der katholischen Lehre treu und schrieb sogar gegen Luther ein Buch, worin er die sieben Sakramente in einer äußerst derben Weise verteidigte. Darin wird Luther ein greulich höllischer Wolf, eine giftige Schlange, ein Gehilfe des Teufels genannt. Luther antwortete in gleicher Weise und nannte Heinrich Viii. einen Lügenkönig rc. Der Papst schenkte übrigens dem Könige für seinen bewiesenen Eifer den Ehrentitel „Verteidiger des Glaubens". Demungeachtet entzweiten sich beide bald darauf. Heinrich Viii. war nämlich schon achtzehn Jahre mit der Witwe seines Bruders, Katharina von Aragonien, vermählt, welche eine Tochter Ferdinands des Katholischen von Spanien und eine Tante Karls V. war. Nun ist die Ehe mit der Schwägerin nach dem Kirchenrecht eine verbotene, aber der Papst hatte den nötigen Dispens gegeben und Heinrichs Verheiratung mit Katharina gestattet. Als diese jedoch alt geworden war, gab der König, welcher die Hofdame seiner Frau, Anna Boleyn, liebte, auf einmal vor, die geschlossene Ehe mit der Schwägerin mache ihm Gewissenszweifel, und begehrte vom Papste die Scheidung. Der Papst willfahrte dem Könige nicht, weil er dem Kaiser Karl große Verpflichtungen schuldete. Dagegen sprachen sich die berühmtesten Rechtslehrer und die Bischöfe Englands für die Scheidung aus. Jetzt beschloß Heinrich, sich und sein Land vom Papste loszusagen. Er veranlaßte 1534 die Geistlichkeit zu einer Erklärung, daß sie den König als alleiniges Oberhaupt der englischen Kirche anerkenne, soweit es nach *) Die Häuser Tudor und Stuart. Heinrich Vii., Tudor 1485—1509. Heinrich Viii. 1509—1547. Margarete, —■ Gem. Jakobs Iv. von Schottland Maria Elisabeth Eduard Vi. | die Katholische 1558—1603. 1547—1553. Jacob V. f 1542 1553-1558. | Maria Stuart f 1587. I Jacob Vi. von Schottland, von 1603-1625 König in Großbritannien.

6. Geschichte der Neuzeit - S. 14

1887 - Wiesbaden : Kunze
14 Erste Periode der Neuzeit. und daß der Papst allein das Recht habe, die heilige Schrift auszulegen und Konzilien zu berufen. (Biesingen eröffnete gegen den Erzbischof von Trier eine blutige Fehde. Diese endete unglücklich für den edlen Ritter und führte, als er in feiner Feste Landstuhl belagert wurde, 1523 feinen Tod herbei. Als Luther vernahm, daß Sickingen im Kampfe zum Sturze der Priesterherrschaft in Deutschland gestorben sei, rief er aus: „Der Herr ist gerecht, aber wunderbar. Er will feinem Evangelium nicht mit dem Schwerte helfen." Hutten und Sickingen verdienen es, daß das deutsche Volk ihrer als seiner edlen Vorkämpfer für geistige Freiheit in Liebe und Hochachtung gedenkt. Ein Mann, welcher ganz in Luthers Weise mit den Waffen des Geistes das begonnene Werk emsig förderte und von der Vorsehung auserlesen war, den Feuereifer jenes Reformators zu zügeln und in die richtige Bahn zu lenken, ein getreuer Freund und Mitarbeiter am Resormationswerke war Magister Philipp Melanchthon. Philipp Melanchthon (die griechische Übersetzung seines Familiennamens „Schwarzerd" nach damaligem gelehrten Brauch) ward 1497 zu Bretten unweit Bruchsal geboren, wo sein Vater das Gewerbe eines Waffenschmiedes betrieb. Seine Mutter war eine Verwandte des Philologen Reuchlin. Melanchthon besuchte die Schule zu Pforzheim, wo er im Hause feiner Tante freundliche Aufnahme fand und mit Reuchlin bekannt wurde. Im 13. Jahre bezog der bescheidene, lernbegierige und fähige Knabe die Universität Heidelberg , um sich den alten Sprachen und der Philosophie zu widmen. Nachdem er seine Studien vollendet hatte, ward er 1518 aus Reuch-lins Empfehlung zum Professor der grichischen Sprache an die Universität Wittenberg berufen, wo er solchen Beisall erntete, daß aus allen Gegenden Europas wißbegierige Jünglinge erschienen, um seine Vorlesungen zu hören. Seine Freundlichkeit, Bescheidenheit und Gefälligkeit erwarben dem gelehrten Manne viele Freunde, und auch Luther erkannte alsbald die bedeutende Befähigung des neu ernannten Magisters. Ebenso machten Luthers religiöse Schriften und Ansichten auf Melanchthon großen Eindruck: die innigste und reinste Freundschaft einigte sie bald, und ihr Bund war für das Gedeihen des schwierigen Reformationswerkes von ganz besonders wohlthätigem, förderndem Einflüsse. Ihr beiderseitiges Verhältnis wird am besten durch Luthers eigene kernige Worte charakterisiert: „Meine Schale mag ziemlich hart fein, aber mein Kern ist weich und süß; ich bin dazu geboren, daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felde liegen, darum meine Bücher viel stürmisch und kriege-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 73

1887 - Wiesbaden : Kunze
§ 3, 4. England im Zeitalter der Reformation. 73 Tod, weil sie im Widersprüche mit Heinrichs Lehren befunden wurden. Eduard Vi. (1 5 4 7 — 1 5 5 3). Auf Heinrich Viii. folgte ohne Widerrede der neunjährige Eduard Vi., Heinrichs Sohn von Johanna Seymour. Eine Regentschaft, welche für den unmündigen König die Geschicke des Landes leitete, war der Reformation geneigt, und darum konnte der Erzbischof Cranmer die Messe, das Eölibat und die lateinische Sprache beim Gottesdienst beseitigen und ein neues Bekenntnis in 42 Artikeln gegen den Papst, gegen die Überlieferung (Tradition), Messe, Brotverwandlung, Fegfeuer, Anrufung der Heiligen und Verehrung der Bilder durch das Parlament bestätigen lassen. Eduard Vi. war auf seinem Sterbebette von seinem Vormund, dem ehrgeizigen Grafen von Northumberland, beredet worden, das Testament Heinrichs Viii. dahin abzuändern, daß statt Eduards katholischer Schwester Maria, welche eine Tochter Katharinas von Aragonien war, die mit seinem jüngsten Sohne Lord Guildsord Dudley vermählte, protestantisch gesinnte 17jährige Johanna Gray, eine Urenkelin Heinrichs Vh., auf dem Throne folgen solle. Die edle und hochgebildete Frau willigte endlich mit Thränen in diese ungerechte Erhebung. Maria aber, welche durch die Zusicherung, niemanden in seinem Glauben stören zu wollen, das Volk schnell auf ihre Seite gebracht hatte, hielt ihren Einzug in London und ward als Königin ausgerufen, da der Adel den herrsch-süchtigen Northumberland haßte und die gesetzmäßige Erbfolge nicht abändern wollte. Johanna zog sich nach einer Herrschaft von 10 Tagen ins Privatleben zurück. Maria (1553 — 1558), welche 1554 den zwölf Jahre jüngeren König Philipp Ii. von Spanien geheiratet hatte, begann nun eine greuelhafte Verfolgung der Ketzer. Ihre Mutter war eine strenge Papistin gewesen, ihr Gemahl durch Ketzerversolgungen und Auto da sss berüchtigt. An allen Orten des Königreichs loderten Scheiterhaufen für die Ketzer empor, und 279 Protestanten, darunter 35 Frauen und vier Kinder, fanden ihren Tod in den Flammen. Zu den Opfern gehörte auch der greise Erzbischof Cranmer, welcher, durch lange Kerkerhaft niedergebeugt, anfangs die evangelische Lehre widerrufen hatte, zuletzt aber sich ermannte und mit großer Freudigkeit den Widerruf zurücknahm, um den qualvollen Feuertod zu erleiden. Auch Guildford Dud ley und Johanna Gray starben von der Hand des Henkers. Von ihrem Gemahl verlassen und vom Volke gehaßt, starb die Königin Maria 1558, nachdem sie

8. Geschichte der Neuzeit - S. 74

1887 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode der Neuzeit. noch den Verlust der letzten englischen Besitzung in Frankreich, der Stadt Calais, im Kriege Philipps Ii. mit Heinrich Ii. hatte erleben müssen. Elisabeth (1558 —1603). Auf Maria folgte ihre Schwester Elisabeth, Anna Boleyns Tochter, in ihrem 25. Jahre. Sie hatte eine freudenlose Jugend verlebt und war von ihrem Vater verstoßen und vernachlässigt worden, so daß ihre Erzieherin dem Lord Cromwell schreiben mußte, die Prinzessin habe weder Mantel noch Wamms noch Unterkleid, weder Rock noch Deckbett. Später schenkte man ihr mehr Sorgfalt, und ihre geistigen Anlagen wurden vortrefflich entwickelt und ausgebildet. Außer ihrer Muttersprache verstand sie Deutsch, Lateinisch und Griechisch ganz vollkommen, hatte die Geschichte ihres Vaterlandes genau kennen gelernt und ihre Religionskenntnis aus der Bibel und den Schriften Melanchthons geschöpft. Ursprünglich edel und großmütig, ward sie durch die Verhältnisse später hart und grausam. Sie war eitel und hörte es gern, wenn man ihrer Gestalt, ihren Augen und Händen, ihrer Beredsamkeit und ihrem Mute Lob spendete. Ist sie schon in ihrer Jugend nicht schön gewesen, so muß sie im Alter einen noch unangenehmeren Eindruck gemacht haben. Man sprach von schwarzen Zähnen, schiefem Rückgrat, falschem, rotblondem Haar, großer Magerkeit, einer langen, scharfgezeichneten Nase und gelber Gesichtsfarbe. Als Maria starb, welche gegen Elisabeth stets feindlich gesinnt gewesen war, rief das versammelte Parlament freudig aus: „Gott erhalte die Königin Elisabeth! Möge sie lange und glücklich regieren!" Elisabeth eilte nach London und wurde allenthalben mit großem Jubel empfangen. Da sie sich nicht für die römische Kirche erklärte, so belegte sie der Papst mit dem Banne und schenkte England seinem Liebling, Philipp Ii. von Spanien. Allein Elisabeth ließ sich dadurch in ihrem Streben nicht irre machen, berief ein vorwiegend protestantisches Parlament und erklärte sich für das Oberhaupt der englischen Kirche. In der Durchführung der Reformation war sie sehr vorsichtig, indem sie aus der katholischen Kirche viele äußere Gebräuche, die bischöfliche Verfassung und Rangordnung der Geistlichkeit, den Satz von der apostolischen Bischofsfolge und von dem mit der Bischofswürde verbundenen Ordinationsrecht beibehielt, in dem Glaubensbekenntnisse aber, welches in 39 Artikeln festgestellt wurde und mit den von Cranmer entworfenen 42 Artikeln übereinstimmte, teils der reformierten, teils der lutherischen Lehre sich anschloß. Auch ein allgemeines G e-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 30

1887 - Wiesbaden : Kunze
30 Erste Periode der Neuzeit, er sich dem Studium des Rechtes zu, bis er für die deutsche Reformation so begeistert wurde, daß er als Verbreiter derselben aufzutreten beschloß. Da er sich in Frankreich nicht sicher mußte, begab er sich nach Basel, wo Zwinglis Freund Ökolampadius die katholische Lehre fast ganz verdrängt hatte. Von hier reiste er nach Italien 1536, mußte aber vor der Inquisition nach Genf fliehen, wo die neue Sehre durch obrigkeitlichen Befehl schon eingeführt war. Calvin ließ sich bewegen zu predigen und erntete großen Beifall. Er schrieb einen kleineren und größeren Katechismus und besuchte die benachbarten reformierten Gemeinden, um sie in ihrer Einrichtung zu unterstützen oder Streitigkeiten zu schlichten. Aussehen erregte seine Sehre von dem unbedingten Ratschlüsse Gottes oder der sogenannten ewigen Gnadenwahl (Prädestination d. H. Vorherbestimmung), wonach Gott nach Willkür einen Teil der Menschen schon von Anbeginn zur Verdammnis, einen andern Teil zur Seligkeit bestimmt hat, eine Sehre, die sich mit Gottes Siebe und Gerechtigkeit, wie mit der Freiheit des Menschen und dem Sittengesetz nicht vereinigen läßt. Calvin und seine Freunde machten sich durch ihre strenge Sittenzucht unter den lebenslustigen Genfern so viel Feinde, daß ein Volksbeschluß 1538 ihre Entfernung aus der Stadt forderte. Deshalb siedelte Calvin nach Straßburg über, wo er sich durch seine allseitige Thätigkeit große Achtung erwarb. Später erhielt seine Partei in Gens wieder die Oberhand und bat dringend, er möge zurückkehren, allein die Straßburger ließen ihn nicht ziehen. Erst 1541 ging er auf einmütiges Bitten des Rates und der Bürgerschaft nach Genf zurück und behielt seitdem den größten Einfluß auf Genfs Kirche und Regierung. Zunächst richtete er in der Kirche die Presbyterial-versassung ein, bei welcher die Gemeinde durch Älteste ihre Angelegenheiten ordnete; daneben bestand noch ein aus zwölf weltlichen und sechs geistlichen Mitgliedern zusammengesetztes Konsistorium, welches ein Sittengericht war. Denn Verbesserung der Sitten hielt er für einen wesentlichen Teil der Reformation, und in feinem Eifer für Reinheit des Sebenswandels kannte er kein Ansehen der Person. Die gleiche Strenge übte er gegen Irrlehren, und er scheute sich nicht, die Todesstrafe der Ketzer zu verteidigen. Ein Spanier, Michael Serveta, hatte ein Buch gegen die Sehre von der Dreieinigkeit geschrieben und sich dadurch viele Feinde zugezogen; ein anderes Werk (1553), welches den Titel Wiederherstellung des Christentums führte, war von demselben Verfasser und erregte solches Aussehen, daß es überall von der Geistlichkeit verboten wurde. Serveta wurde

10. Geschichte der Neuzeit - S. 31

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 9. Ausbreitung der lutherischen Kirche. 31 in Vienne eingekerkert, entsprang aber und erreichte glücklich Genf. Hier ließ ihn die Obrigkeit auf Calvins Antrieb ins Gefängnis werfen. Vergebens bemühte sich Calvin, ihn von seinem Irrtum zu bekehren; da wurde er nach Einholung eines Gutachtens der übrigen reformierten Gemeinden der Schweiz zum Feuertode verurteilt und 1553 verbrannt. Viele Reformierte waren mit diesem Verfahren unzufrieden; der sonst so milde Melanchthon aber schrieb an Calvin, er trete seinem Urteile bei, und die Obrigkeit zu Genf habe recht gehandelt, daß sie diesen Gotteslästerer habe hinrichten lassen. Durch Calvin ward Genf der Hauptsitz der re formierten Lehre. Er brachte es dahin, daß ein Gymnasium errichtet wurde, aus welchem bald eine Universität hervorging. Mit Zwinglis Anhängern in Zürich hatte sich Calvin 1549 so weit vereinigt, daß sie keine getrennte Kirche bilden, sondern unter dem Namen der Reformierten gegenüber den Lutheranern den zweiten Hauptteil der Evangelischen ausmachen wollten. 9. Die Ausbreitung und Befestigung der lutherischen Kirche. Luther und seine Freunde suchten die neue Lehre mehr und mehr ins Leben einzuführen. Wo die Reformation Eingang fand, ward die Messe abgeschafft. Den Geistlichen ward gestattet sich zu verehelichen, die Klöster öffneten sich, Mönche und Nonnen wurden ihrer Gelübde entbunden. Statt der sieben in der katholischen Kirche geltenden Sakramente wurden nur zwei anerkannt und beibehalten, die Taufe und das Abendmahl. Die Verehrung der Heiligen und Reliquien, sowie die Ohrenbeichte wurden aufgehoben. Die neue Lehre, welche in Sachsen, Hessen, in der Pfalz, Mecklenburg, Pommern, Braunschweig, Zweibrücken, Baden, Anhalt, Nassau und in den meisten Reichsstädten Eingang gefunden hatte, ward zuerst in Preußen 1525 förmlich eingeführt. Preußen war bis dahin ein geistlicher Staat, welcher dem deutschen Orden angehörte. Auf Luthers Rat sagte sich der damalige Hochmeister desselben, Albrecht von Brandenburg (§. 12), von der katholischen Kirche los, hob den Orden auf und erklärte mit Bewilligung des Königs von Polen, feines Oberlehnsherrn, das Land für ein erbliches Herzogtum. Luther, welcher 1524 seine Kutte mit einem bürgerlichen Rocke vertauscht und stch mit Katharina von Bora (ß. 7), einer früheren
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